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Winterernährung

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Wildkaninchen ernähren sich auch im Winter von Gräsern, Kräutern, Blättern und Zweigen. Natürlich ist das Nahrungsangebot im Winter viel begrenzter und die Futtersuche gestaltet sich dementsprechend schwieriger. Alle Kaninchenhaltenden, die vorrangig Wiese füttern, kennen dieses Problem. Im Herbst wird die Wiese matschig und faul. Es wachsen keine neuen Triebe mehr nach. 

Wie kann man seine Kaninchen auch im Winter artgerecht ernähren, ohne stundenlang auf Futtersuche gehen zu müssen?

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1. Immergrüne Pflanzen

Es gibt Pflanzen, die sich an die Verhältnisse im Winter angepasst haben und auch bei Kälte grün bleiben. 

Beispiele für immergrüne Pflanzen: 

  • Tanne

  • Fichte 

  • Bambus 

  • Brombeere

  • Vogelmiere

 

Es bietet sich an, diese Pflanzen im Garten anzupflanzen, um im Winter frische Zweige verfüttern zu können. 

Tannenbäume dürfen verfüttert werden, sofern sie nicht gespritzt wurden. Erkundigen Sie sich am besten bei Ihrem Weihnachtsbaumverkäufer. Die meisten Kaninchen lieben es, sich unter den Zweigen der Tanne zu verstecken und an den Zweigen zu knabbern. 

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2. Gründüngung

Zum Winter werden auf vielen Ackerflächen Gründüngungspflanzen angebaut. Diese Pflanzen sind in der Lage Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und ihn mit Hilfe von Bakterien in den Wurzeln zu speichern. Wird der Boden umgegraben und die Gründüngungspflanzen untergehoben, verbleiben die Nährstoffe im Boden. Daher dienen die Gründüngungspflanzen als Bodenverbesserer. 

Oft werden beim Anbau von Gründüngungsfeldern Saatenmischungen verwendet, sodass mehrere Pflanzenarten auf einem Feld zu finden sind. Die meisten Gründüngungspflanzen eignen sich ideal als Futterpflanzen für Kaninchen. 

Natürlich sollte man sich vorher die Erlaubnis des Landwirts einholen, ob man die Pflanzen pflücken darf. In der Regel reagieren die Landwirte auf solche Anfragen nachsichtig, da sie die Gründüngung nicht ernten, sondern untergraben. 

Leider erfrieren Gründüngungspflanzen bei starkem Frost. Bei uns in Niedersachsen können wir meistens bis Weihnachten frische Gründüngung holen. 

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3. Küchenkräuter

Im Supermarkt kann man das ganze Jahr über frische Küchenkräuter in Bündeln oder Töpfen kaufen. Sie liefern wertvolle Inhaltsstoffe und sind bei Kaninchen sehr beliebt. 

Verfüttert werden dürfen zum Beispiel Petersilie, Zitronenmelisse, Oregano, Dill oder Basilikum. 

4. Blattgemüse

Blattgemüse ist bei allen Kaninchen sehr beliebt. Salat, Karottengrün, Stangensellerie, Spinat, Radieschengrün, Fenchelgrün, Mangold, Topinambur-Pflanzen, Rote-Beete-Grün und vieles mehr kann im Winter verfüttert werden. Blättriges Gemüse ist gesund, gut für den Zahnabrieb, liefert Wasser und wertvolle Inhaltsstoffe. 

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5. Kohl

Kohl wird in vielen Kaninchenfachbüchern und sogar von einigen Tierärzten als blähend und aufgasend beschrieben. Das stimmt jedoch nur zum Teil. Kohl wirkt nur aufgasend, wenn die Kaninchen parallel Trockenfutter bekommen. 

Sind die Kaninchen an eine Ernährung ohne Trockenfutter gewöhnt, so kann man Kohl bedenkenlos verfüttern. 

Kohl sollte, sofern die Kaninchen ihn noch nicht kennen, langsam angefüttert werden. Von Tag zu Tag wird die Menge stetig ein wenig erhöht. 

Verfüttert werden können zum Beispiel Wirsing, Brokkoli, Grünkohl, Kohlrabi, Rotkohl, Spitzkohl, Weißkohl, Rosenkohl, Chinakohl und viele andere Sorten.

6. Saaten

Saaten dienen im Winter als Ergänzungsfuttermittel. Sie enthalten viel Energie. Übergewichtige Kaninchen sollten keine Saaten bekommen, da sie schnell dick machen. Normalgroße Kaninchenrassen dürfen etwa einen Teelöffel Saaten am Tag fressen, größere Rassen etwa einen Esslöffel. 

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Saaten sind für die meisten Kaninchen sehr schmackhaft. Kaninchen, die zum Schlingen neigen, sollten die Saaten am besten unter anderes Futter gemischt bekommen. Man kann die Saaten z.B. gemeinsam mit frischem Gemüse in einem Napf reichen oder zusammen mit Trockenkräutern füttern. Außerdem sollte jedes Kaninchen Zugang zu den Saaten haben, damit kein Gedränge und kein Futterneid entstehen. Es empfiehlt sich, mehrere Näpfe zu nutzen und die Saaten an verschiedenen Futterstellen anzubieten. So wird gehetztes Fressen und Schlingen verhindert. 

7. Trockenkräuter und Heu

Trockenkräuter und Heu sind gute Futtermittel für den Winter. Getrocknetes lässt sich lange lagern. Wer mag, kann vor dem Winter Kräuter sammeln gehen und diese selbst trocknen. Sie halten sich bis über den Winter hinweg. Heu und Trockenkräuter sind sehr faser- und strukturreich, was den Zahnabrieb fördert. In Trockenkräutern sind wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. 

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Allerdings sollte jeder, der viele trockene Futtermittel verfüttert, besonders gut darauf achten, dass den Kaninchen immer frisches, nicht gefrorenes Wasser zur Verfügung steht. 

Um das zu gewährleisten gibt es beispielsweise beheizbare Nagertränken oder beheizbare Wassernäpfe. Außerdem kann man Heizplatten unter den bestehenden Wassernapf stellen. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass die Kaninchen keinen Zugang zu den Kabeln haben. 

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Wichtig!

Trockenkräuter und Heu sind keine Alleinfuttermittel für Kaninchen, auch nicht im Winter. Füttert man zu viele trockene Futtermittel, färbt sich der Kot der Kaninchen hell. Außerdem finden sich grobe, unverdaute Heustrukturen im Kot. Diese sogenannten Heuköttel sind ein Zeichen dafür, dass die Nahrung nicht ergiebig genug ist. Die Menge an Frischfutter sollte erhöht werden, sodass sich die Köttel wieder schwarz färben. 

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8. Wurzel- und Knollengemüse

Wurzelgemüse, wie Karotten, Steckrüben oder Rote Beete sollte nur in Maßen verfüttert werden. Diese Art von Gemüse kann sogar komplett vom Futterplan der Kaninchen gestrichen werden. Wurzelgemüse entspricht nicht der natürlichen Nahrung von Wildkaninchen und somit ist der Verdauungstrakt auch nicht auf den übermäßigen Verzehr von Wurzelgemüse angepasst. 

Wildkaninchen ernähren sich hauptsächlich von blattreichem Futter. Sie fressen frische Gräser, Kräuter und Blätter, die sehr struktur- und faserreich sind. Bei der Fütterung von Kaninchen sollte man darauf achten, dass die Ernährung unserer Hauskaninchen der Ernährung ihrer wilden Vorfahren ähnelt, denn auf dieses Futter ist der Verdauungstrakt unserer Kaninchen bestens angepasst.  

Viele Kaninchen neigen zu Zahnhaken und Kieferproblemen aufgrund falscher Fütterung. Man könnte meinen, dass eine feste Karotte für einen besseren Zahnabrieb sorgt, als beispielsweise biegsame Grashalme oder Blätter. Das stimmt aber nicht. 

Beißt das Kaninchen von einer Karotte ab, werden die Schneidezähne beansprucht. Es findet ein kurzes Zermahlen auf den Backenzähnen statt, ehe die Karottenstücke abgeschluckt werden können. Das Kaninchen wird schnell gesättigt und verbringt somit wenig Zeit mit dem Zermahlen des Futters. Das gleiche gilt übrigens auch für hartes Brot. Entgegen der Meinung vieler fördert hartes Brot den Zahnabrieb nicht. Das Brot wird abgebissen, eingespeichelt und abgeschluckt, ohne, dass ein langer Kauprozess zwischen den Backenzähnen stattfindet. 

Rupft sich ein Kaninchen ein Löwenzahnblatt ab, wird dieses langsam und mit vielen Kaubewegungen zwischen den Backenzähnen zermahlen. Ehe ein Sättigungsgefühl eintritt, dauert es. Das heißt, das Kaninchen ist verpflichtet, viel blattreiches Futter aufzunehmen und viel zu kauen. Je mehr das Kaninchen kaut, desto besser die Zahngesundheit und desto besser funktioniert der muskelarme Verdauungstrakt der Kaninchen. Wird stetig Futter nachgeschoben, wird die Verdauung vorangetrieben. Wenige, sättigende Mahlzeiten mit Trockenfutter oder Wurzelgemüse können zu Verdauungsproblemen führen, da es an stetigem Futternachschub fehlt, welcher die Nahrung kontinuierlich durch den Magen drückt. Somit kommt es eher zu Aufgasungen und Magenüberladungen. 

Für Kaninchen gilt also: viel faser- und strukturreiches Futter, welches in vielen kleinen Mahlzeiten über den Tag hinweg aufgenommen wird. 

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